Blautopf: Berührung aus dem Inneren

Blautopf: Berührung aus dem Inneren

Schon oft stand ich da.
An seinen Ufern.
In Blaubeuren.
Und bei jedem Besuch verzaubert er mich ein weiteres Mal.
Ich kann mich nicht sattsehen.
An dem blauen Wasser.

Legenden und Märchen ranken sich um ihn.
Um den Blautopf.
Einer Karstquelle, aus der die Blau entspringt, die in Richtung Ulm fließt, zur Donau hin.
Einige wissen ja, dass ich für den Blautopf schon gedichtet habe.
Und er spielt auch eine Rolle in einem meiner Romane. 

Auch in 2020 habe ich ihn besucht, seine Stille gesucht.
Eindrücke gesammelt, die später zu Worten wurden.
Ich tauchte in ihn ein. 
Eine Expedition ins Innere der Erde, in Dunkelheit und Feuchte.
Dabei denke ich an Jules Verne – was hätte er Fantastisches zum Blautopf gesagt?
Ein Rückzugsort für Kapitän Nemo vielleicht?
Oder ein Einstieg zum Mittelpunkt der Erde für Otto Lidenbrock?

Vielleicht standen aber auch schon die Neandertaler vor diesem Naturphänomen und haben sich ihre urzeitlichen Gedanken gemacht. 
Bereits zu jener prähistorischen Zeit wurde über die Bedeutung solcher Orte nachgedacht, da bin ich mir sicher.  
Für feinsinnige Menschen sind Plätze nicht nur einfach da, weil sie die Natur eben so geschaffen hat.
Für solche Geister hat alles einen Grund, eine Bedeutung. 

So ergeht es auch mir.
Natürlich ist der Blautopf eine Quelle und seine charakteristische Farbe der Effekt einer Lichtstreuung.
Doch die Empfindungen, die er in uns auslöst, sind von anderer Natur.
Er regt unsere Fantasie an, berührt uns aus dem Inneren in unserem Inneren.
Es scheint eine Verbindung zu geben zwischen der Intimität der Natur und unserer Seele.

Von der Schönheit der Natur sind wir zudem angetan.
Warum nur?
Alles ist in der Evolution auf Funktion und Effizienz ausgerichtet. 
Und doch ist der Mensch ein Wesen, der darin eine besondere Bedeutung und einen höheren Sinn erkennen kann.
Das hat seinen Grund.
Tief in uns.
Und uralt. 

Euer OWS