Poetische Welt im Interview mit Dr. Martin Nissen, Leiter der Abteilung Informationsdienste an der Universität Heidelberg
Beschreiben Sie die Universitätsbibliothek Heidelberg bitte in einem Satz:
Die Universitätsbibliothek Heidelberg verbindet Tradition und Moderne – und ist zweites Zuhause für viele der 29.000 Studierenden in Heidelberg.
Welche Emotionen verbinden Sie mit diesem Ort?
Ruhe, Tiefe und eine gewisse Strenge. Um oberflächlichen Spaß zu haben, ist die Universitätsbibliothek Heidelberg sicherlich nicht der richtige Ort.
Bitte vervollständigen Sie diesen Satz – „Die Universitätsbibliothek Heidelberg ist ein Raum, wo …“
… viele verschiedene Menschen sich aufhalten, um zu lernen und zu lesen – und viele, sehr motivierte Kollegen arbeiten.
Nennen Sie bitte 3 Eigenschaften, die die Universitätsbibliothek Heidelberg besonders auszeichnen:
Exzellenz, Effizienz, Ernsthaftigkeit.
Wie lautet das Motto der Universitätsbibliothek?
Inter folia fructus – zwischen den Blättern [des Buches] die Früchte [der Erkenntnis].
Welche/n Inhalt/Botschaft/Gefühle soll das Motto vermitteln?
Ohne Lesen keine höhere Geistesbildung. Die Bereitstellung von Texten, seien sie handgeschrieben, gedruckt oder digital, bleibt die Königsaufgabe einer Bibliothek.
Warum sollte man die Universitätsbibliothek Heidelberg besuchen?
Alte Manuskripte im Handschriftenlesesaal, die wechselnden Ausstellungen, das konzentrierte Arbeiten im Lesesaal – es gibt viele Gründe für einen Besuch – und jeder erlebt die Bibliothek anders.
Wie begrüßen Sie die Besucher?
Mit einem herzlichen Willkommen!
Was sollte man in der Universitätsbibliothek Heidelberg unbedingt gesehen bzw. erlebt haben?
Die Eröffnung einer unserer Ausstellungen. Die Atmosphäre ist dabei jedes Mal sehr feierlich und zugleich anregend. Viele Besucher fragen natürlich nach dem Codex Manesse, der Großen Heidelberger Liederhandschrift, unserem berühmtesten Buch. Das Original ist zwar nur sehr selten im Rahmen von Ausstellungen zu sehen. Im 1. Obergeschoss zeigt jedoch ein Faksimile ein originalgetreues Abbild dieser wunderbaren Handschrift.
Nennen Sie uns Ihren Lieblingsplatz in der Bibliothek – und den Grund dazu:
Der Zugangsbereich zum Lesesaal: An dem Ort kann man die Energie und Konzentration der rund 3.000 Besucherinnen und Besucher täglich spüren.
Was ist Ihre Lieblingslektüre – und warum?
Ganz klar – die Erzählungen und Romane Franz Kafkas. Kein anderer Autor hat die Widersprüche der Moderne so weitblickend und entlarvend in sprachliche Bildern erfasst.
Welchen besonderen Eindruck/welches besondere Gefühl sollen die Besucher mit nach Hause nehmen?
Die Besucher sollen das Gefühl haben, das sie Teil der Universitas, der Gemeinschaft aller wissenschaftlich Interessierten, sind. Als Teil der Volluniversität Heidelberg betreut die Universitätsbibliothek Heidelberg über 100 Fächer und ist damit eine echte Universalbibliothek.
Was geben Sie den Besuchern zum Abschied mit auf den Weg?
Hoffentlich das Gefühl, dass wir uns für ihre Belange einsetzen, zum Teil auch über das geforderte Maß hinaus.
Vielen herzlichen Dank.
Ein Beitrag im Rahmen unserer Reihe „Poetische Räume“.
Zur Person:
Dr. Martin Nissen
Studium der Geschichte, Germanistik, Anglistik in Freiburg und Dublin. Promotion im Fach Neuere Geschichte an der Humboldt Universität zu Berlin. Redaktionsarbeit beim Verlag Walter de Gruyter in München. Seit 2010 Fachreferent für Geschichte und Leiter der Abteilung Informationsdienste, Lesesäle, Schulungen an der Universitätsbibliothek Heidelberg.
Zum Ort:
Universitätsbibliothek Heidelberg
Die Universitätsbibliothek Heidelberg ist die älteste Universitätsbibliothek Deutschlands und die größte wissenschaftliche Universalbibliothek Baden-Württembergs. Als zentrale Ausleihbibliothek ist sie für die Literatur- und Informationsversorgung der Universität sowie der Stadt und Region zuständig. Rückblickend auf eine über 630-jährige Geschichte verfügt die Universitätsbibliothek Heidelberg über einen herausragenden Altbestand. Sie bietet innovative Dienstleistungen in den Bereichen E-Medien, Digitalisierung, Publikationsdienste und Forschungsunterstützung an.
Zur Homepage: www.ub.uni-heidelberg.de
Titelfoto: Südflügel
Beitragsfoto: Treppenhaus Altbau
Fotos: Universitätsbibliothek Heidelberg